10 Vorurteile über Kapstadt - und warum sie nicht stimmen
- relocapewebsite
- 10. Apr.
- 7 Min. Lesezeit

Südafrika ist ein Land voller Vielfalt, atemberaubender Natur und spannender Kulturen. Dennoch haben viele Ausländer eine Reihe von Vorurteilen, die oft nicht der Realität entsprechen.
In diesem Artikel räumen wir mit den zehn häufigsten Mythen auf und zeigen, warum Kapstadt weit mehr zu bieten hat, als viele denken.
1. „ Kapstadt ist extrem gefährlich“
Ja, es gibt Kriminalität, besonders in bestimmten Stadtteilen der großen südafrikanischen Metropolen wie Johannesburg oder Kapstadt. Mit gesundem Menschenverstand (‚don‘t be stupid‘), dem Meiden von Risikogebieten und den richtigen Vorsichtsmaßnahmen kann man sich hier aber genauso sicher fühlen wie in vielen anderen Großstädten.
Die hohe Kriminalitätsrate von Kapstadt resultiert zu grossen Teilen aus Delikten, die in den Townships verübt werden. Ausserhalb dieser Risikoviertel beschränkt sich die Kriminalität meist auf
Autoeinbrüche: nie etwas sichtbar im Auto liegen lassen! Immer darauf achten, dass das Auto auch wirklich verschlossen ist. Gerade beim Absperren mit Funkschlüsseln werden manchmal die Funksignale abgefangen oder kopiert und das vermeintlich abgeschlossene Auto steht unverschlossen den Dieben zur Selbstbedienung zur Verfügung.
Hauseinbrüche: Inwieweit man das eigene Haus mit Elektrozaun und Alarmanlage sichern möchte, hängt vom eigenen Sicherheitsempfinden ab. Man sollte allerdings bedenken, dass meist Gelegenheitsdiebe und keine Profis am Werk sind, die sich das am schlechtesten gesicherte Haus der Straße vornehmen. ‚Sei mindestens so gut gesichert wie dein Nachbar‘!
Trickdiebstähle: va vermeintliche Hilfsangebote an Geldautomaten nie annehmen!
Taschendiebstähle: Besonders in touristischen Gegenden, Einkaufszentren, Restaurants oder am Strand. Handys, Geldbörsen und Schmuck sind die häufigsten Ziele. Gegenstände nicht auf dem Tisch oder unbeaufsichtigt herumliegen lassen, Handtaschen immer verschließen.
2. „ Das Meer in Kapstadt ist zu kalt und zu gefährlich zum Schwimmen“
Kapstadt liegt an der Spitze Südafrikas, an der Atlantik und der Indische Ozean aufeinandertreffen. Die Strände sind spektakulär, türkis blaues Wasser, weiße Sandstrände und dahinter eine dramatische Bergkulisse.
An den meisten Stränden rund um Kapstadt, besonders an der Atlantikküste (zB Camps Bay, Clifton, Sea Point) ist das Wasser sehr kalt, meist nur zwischen zehn und 15°. Die Brandung ist meist mäßig, aber einige Strände haben starke Unterströmung so genannte ‚rip currents‘, die selbst für geübte Schwimmer gefährlich sein können. Es ist wichtig, nur an bewachten Stränden zu schwimmen.
Wer sich hier nicht ins offene Meer traut, hat allerdings die Auswahl unter mehreren Gezeitenbecken, so genannten ‚Tidal Pools‘. Diese sind eine tolle Möglichkeit, um im Meerwasser zu baden und die offene Brandung zu vermeiden. Meist finden sich in unmittelbarer Nähe Toilettenhäuschen mit Umkleidemöglichkeiten. Das Kaltwasserschwimmen wurde in den letzten Jahren in Kapstadt immer beliebter. An manchen Stränden finden sich sogar zu bestimmten Uhrzeiten mobile Saunawägen.
Etwas außerhalb der Stadt, an der False Bay, sorgt der Indische Ozean für angenehmere Temperaturen ( bis zu 20 Grad im Sommer). Der Einstieg ins Meer ist sanft, es gibt Lifeguards und ausgewiesene Schwimmbereiche, perfekt für Anfänger oder Familien mit Kindern. Gelegentlich gibt es hier allerdings Sichtungen von weißen Haien. Das Risiko eines Angriffs ist allerdings äußerst gering und viele Strände (zB Muizenberg) haben ein Hai-Warn-System und so genannte Spotter, die das Wasser beobachten
3.„ Es gibt oft keinen Strom und kein Wasser“
Kapstadt leidet seit Jahren unter Problemen in der Stromversorgung. In dem Zusammenhang fällt immer wieder der Begriff ‚Loadshedding‘ , worunter geplante zeitlich begrenzte Stromabschaltung zu verstehen sind, die dazu dienen, dass Stromnetz zu entlasten. Diese Abschaltungen werden je nach Eskalationsstufe vorgenommen, betreffen ganze Stadtteile, diese jedoch nicht immer zur gleichen Zeit. Viele Cafés, Supermärkte und Restaurants sind mit Generatoren, Solar Panels oder Batterien darauf eingestellt. Es gibt Apps und Webseiten, die anzeigen, wann in welchem Stadtteil der Strom ausfällt (zB Eskom SePush). Seit Mai 2024 ist es jedoch kaum noch zu Stromabschaltungen in Kapstadt gekommen.
2017-2018 war Kapstadt in den Schlagzeilen weil es kurz davor stand, als erste Großstadt der Welt das Wasser abzudrehen (‚day zero‘). Eine extreme Dürre hatte die Trinkwasservorräte bedrohlich schrumpfen lassen. Seither hat die Stadt Wassersparmaßnahmen eingeführt, die von der Bevölkerung gut angenommen wurden. Es wurden außerdem neue Wasserquellen erschlossen, darunter Entsalzungsanlagen, Grundwasserpumpen und Recyclinganlagen. Abhängig von der Regenzeit haben sich mittlerweile auch die Stauseen wieder gut gefüllt, day zero ist aktuell nicht absehbar. Kapstadt geht offen und innovativ mit den Herausforderungen um, mit ein wenig Vorbereitung spürt man die Einschränkungen zB bei Load Shedding sowieso kaum.
4. „Die gesamte Bevölkerung lebt von Safari-Tourismus“
Südafrika hat eine starke Tourismusbranche, aber die Wirtschaft ist viel breiter aufgestellt. Die wichtigsten Sektoren sind Bergbau, Landwirtschaft, Technologie, Finanzdienstleistungen und erneuerbare Energien.
Kapstadt ist das Tech-Zentrum Südafrikas mit einer florierenden Start-up-Szene. Viele FinTech- und Software-Unternehmen haben hier neben Banken und Versicherungen ihren Sitz.
Die Stadt ist auch als Drehort für internationale Filme, Serien und Werbespots beliebt Es gibt große Filmstudios und eine starke Mode- und Designszene. Kapstadt ist außerdem ein Zentrum für medizinische Forschung und Biotech, die hochmodernen Kliniken ziehen Medizintourismus an. Hafenwirtschaft, Logistik und der florierende Immobilienmarkt sorgen ebenfalls für Arbeitsplätze.
Insgesamt gilt: Kapstadt bietet eine vielseitige Wirtschaft und zieht sowohl lokale als auch internationale Investoren, Fachkräfte und Unternehmer an.
5. „Es gibt keine moderne Infrastruktur“
Viele glauben, Südafrika sei infrastrukturell rückständig. In Wahrheit gibt es moderne Flughäfen (Cape Town International Airport wurde wiederholt zum besten Flughafen Afrikas gewählt, 2024 sogar zum zweitbesten Flughafen der Welt), gut ausgebaute Straßen, Einkaufszentren, internationale Restaurants und eine exzellente medizinische Versorgung. Gerade Kapstadt bietet außerdem Schulen und Universitäten mit exzellentem Ruf, deren Abschlüsse international hoch angesehen werden.
6. „In Kapstadt kann man nur in gated communities leben“
Eine sog. ‚gated community‘ ist eine abgeschlossene, bewachte Wohnsiedlung mit kontrolliertem Zugang. Diese Siedlungen gibt es in Kapstadt in verschiedenen Formen, von kleinen Anlagen mit ein paar Dutzend Häusern, bis hin zu luxuriösen, weitläufig Arealen mit Golfplätzen, Schulen und Supermärkten. Sicherheit, Ruhe und Exklusivität stehen hier im Fokus.
In wohlhabenden Stadtteilen wie zB Camps Bay, Sea Point, Claremont oder Constantia ist die Sicherheitslage allerdings gut und deutlich besser als in den Randgebieten. Viele Stadtviertel haben private Sicherheitsdienste, Nachbarschaftswachen oder eigene Überwachungssysteme, auch außerhalb der gates communities. Da die Polizei präsent, aber stark beansprucht ist, greifen viele zusätzlich auf private Sicherheitsfirmen zurück.
In vielen offenen Stadtvierteln leben Tausende Menschen ganz normal und sicher, mit Alarmanlagen, Kameras oder Nachbarschaftsnetzwerken. Für Familien, Kreative oder digitale Nomaden kann das Wohnen in einem offenen Viertel mehr Freiheit und Lebensqualität bedeuten.
Insgesamt sollte man bei der Immobilienwahl lokale Experten hinzuziehen und sich über die konkrete Nachbarschaft, nicht nur den Stadtteil informieren. Wer sich gut informiert, bewusst lebt und auf die Umgebung achtet, sie kann sehr gut in offenen Vierteln sicher leben.
7. „In Kapstadt ist man immer auf das eigene Auto angewiesen“
Kapstadt ist eine Metropole mit viel Bewegung. Wer hier lebt, fragt sich schnell ‚wie kommt man eigentlich von A nach B ohne das eigene Auto?‘. Der öffentliche Nahverkehr ist vielfältig, aber auch etwas anders organisiert als in europäischen Großstädten. Hier ist ein Überblick über die wichtigsten Möglichkeiten
MyCiti- das moderne Busnetz:
Das MyCiti Bussystem ist Kapstadts offiziell betriebenes Nahverkehrsnetz und gilt als die sicherste und Zuverlässigkeit Option für Pendler. Die modernen Busse sind meist pünktlich, sauber und sicher. Sie fahren oft auf eigenen Spuren, was sie schnell und planbar macht. Das Netz ist allerdings nicht flächendeckend, viele Stadtteile (va in den Vororten) sind nicht angebunden.
Minibus- Taxis:
Die weißen Minibus Taxis sind das meist genutzte Verkehrsmittel der Stadt, besonders von ein heimischen, die in den Townships wohnen. Sie fahren ohne festen Fahrplan in hoher Frequenz auf bestimmten Routen durch die ganze Stadt. Allerdings sind sie sehr voll, chaotisch und mit unter riskant. Minibus Taxis sind daher nicht empfehlenswert.
Uber und Bolt:
Uber und das günstigere Pendant Bolt sind in Kapstadt weit verbreitet, und eine der bequemsten Möglichkeiten, sich fortzubewegen. Die Autos werden per App bestellt, sind sicher und zuverlässig. Man kennt vorab den Preis und auch bei Nacht sind sie eine der besten Optionen, um sicher nach Hause zu kommen. Viele Kinder nutzen Uber und Bolt wie U-Bahn oder Busse in Europa.
Züge und klassische Lienienbusse:
Das Pendlerzugnetz (Metrorail) ist in manchen Stadtteilen rein theoretisch eine Option, aber nicht besonders zuverlässig oder sicher. Die Golden Arrow Busse gibt es zusätzlich zum MyCiti-Netz, aber diese sind weniger modern und der Fahrplan oftmals schwer zu durchschauen. Von beiden Optionen ist eher abzuraten.
8.„ Kapstadt ist nur noch was für Reiche“
Kapstadt hat sicher luxuriöse Seiten, die gerade Europäer oft sprachlos machen. Von modernen Villen in Clifton bis zu grossen Estates in Constantia - es gibt unglaublich viele atemberaubende Häuser und den entsprechenden Lifestyle dazu. In letzter Zeit gibt es einen großen Zuzug auch innerhalb Südafrikas, besonders aus Johannesburg und Durban, was sich ua in den Immobilienpreisen niederschlägt.
Allerdings bietet Kapstadt auch immer noch viele erschwingliche Viertel, Restaurants und Cafés. Wer auf das Budget achten muss, findet alternative, kreative Gegenden wie zum Beispiel Woodstock, Observatory oder Muizenberg, die jung, lebendig und bezahlbar sind.
9.„ Kapstadt ist nur im Sommer schön, wenn das Wetter gut ist“
Natürlich lebt Kapstadt vom Draußensein aber auch bei Wind oder Regen gibt’s viel zu tun. Museen, Märkte, Cafés, Weingüter, Galerien und tolle indoor Aktivitäten halten die Einwohner auch an schlechten Tagen beschäftigt. Außerdem ändert sich das Wetter sehr schnell, der Tafelberg macht sein eigenes Mikroklima, und man sagt, dass es in Kapstadt vier Jahreszeiten an einem Tag geben kann. Der Winter ist in Kapstadt oft wunderschön. Die Luft ist dann klar und kühl, überall blüht es und es gibt auch im Winter viele Sonnentage, an denen man wunderbar am Strand liegen kann. Anhaltende Schlechtwetterperioden sind eher selten. Endlos graue Wintermonate wie in Europa gibt es hier nicht.
10. „Es gibt überall wilde Tiere, Kapstadt hat nichts zu bieten außer Safari und Strand“
Dieses Vorurteil ist komplett falsch. Natürlich kann man in Südafrika auf Safari gehen, aber nicht direkt in Kapstadt. Wilde Tiere leben in Südafrika außerdem in Naturreservaten. Kapstadt selbst bietet viel mehr als Natur: Street Art, Musik, Theater, Design, Startup, Unistadt- Flair, Nightlife und kulinarische Vielfalt.
Fazit:
Kapstadt ist eine der kulturell lebendigsten Städte Afrikas, vielschichtig, echt und spannend. Viele Vorurteile gegenüber Kapstadt spiegeln die Realität nicht wider. Wer sich auf die afrikanische Lebensart einlassen und anpassen kann, wird mit einer unglaublich hohen Lebensqualität belohnt.
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